Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu! (Offenbarung 21,5)
»Was mein Leben reicher macht.« Eine großartige Rubrik einer Zeitung, die ich gerne lese. Es geht dort um alltägliche Schilderungen von Menschen, die ihnen einen bereichernden Blick auf ihr Leben geschenkt haben: Der glitzernde Tau auf dem morgendlichen Gras, der Duft von Kaffee, das ansteckende Lachen eines Kindes. Es geht um das aufmerksame Wahrnehmen: Sehen, Hören, Schmecken.
Ums Wahrnehmen geht es auch in der Losung für das neue Jahr: Der Seher Johannes hat uns in seiner Offenbarung aufgeschrieben, was er sieht. Auf der griechischen Insel Patmos, wohl in einer Situation von Gefangenschaft und Verbannung durch die römische Besatzungsmacht, öffnet sich ihm der Himmel. Der Horizont bricht auf, eine Tür öffnet sich, eine neue Erde und ein neuer Himmel kommen in Sicht. »Siehe, ich mache alles neu!« Das sind die Worte Gottes, die Johannes in seinen Visionen hört. Sie machen ihm Mut und geben ihm Hoffnung auf die zukünftige Welt.
Wie schauen Sie persönlich am Anfang des neuen Jahres in die Zukunft? Mich hat erschreckt zu lesen, dass in Deutschland laut einer aktuellen UNICEF-Umfrage zwei Drittel aller Jugendlichen pessimistisch in die Zukunft blicken und eine Mehrzahl der Erwachsenen ebenso. Die Zukunft als ein mieser Ort?
Nicht nur für das eigene Leben hat es Auswirkungen, wenn wir die Zukunft so düster sehen. Auch für unsere Demokratie wird es problematisch, denn sie funktioniert nur, wenn Menschen daran glauben, dass mit ihr eine gute Zukunft möglich ist.
»Siehe, ich mache alles neu!« Johannes sieht die Zukunft nicht rosarot, denn er schreibt aus einer Situation der Bedrängnis, der Gewalt, der Unterdrückung und Verfolgung heraus. Aber er sieht die Welt im Lichte Gottes, der am Anfang alles geschaffen hat. »Und siehe, es war sehr gut«, heißt es im 1. Buch Mose (1. Mose 1, 31). Auch am Ende steht eine neue Schöpfung, in der Gott alle Tränen abwischen wird, denn der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid oder Schmerz.
Die Jahreslosung ist durchzogen von Hoffnung und weckt die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Frieden und einem Leben jenseits von Gewalt und Tod. »Hoffnungslosigkeit ist keine Option«, so kurz und bündig hat die US amerikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde es auf dem Kirchentag in Hannover gesagt.
Wer noch hofft, wird aktiv. Denn das Morgen ist etwas, was wir gestalten können und das sich gestalten lässt. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig Hoffnungsgeschichten erzählen von gelingendem Leben. Es gilt durchaus, die Krisen und Probleme unserer Zeit zu sehen und wahrzunehmen, aber sich mit Hoffnungstrotz nicht von ihnen lähmen zu lassen.
Der Seher Johannes nimmt gerade in seiner Situation der Bedrängnis eine andere Welt wahr. Die Tür zum Reich Gottes ist für ihn aufgestoßen. Durch Jesus ist dies geschehen. Er hat die Tür zum Reich Gottes nicht nur aufgestoßen, sondern er ist selbst die Tür zu diesem Reich. Einer Welt ohne Unrecht und Machtmissbrauch. So wie er sie uns in seinen Gleichnissen, in seinem Handeln, in seinen Worten offenbart hat.
Mein Wunsch für das neue Jahr? Genau hinsehen, wahrnehmen, wo die neue Schöpfung Gottes schon Gestalt annimmt. In unserem eigenen Leben, in unseren Gemeinden, in unserem Dorf und unserer Stadt. Einen Blick zu haben für das, was unser Leben reicher macht. Und davon anderen zu erzählen und solche guten Nachrichten zu teilen. Damit wir daraus Kraft, Hoffnung und Glauben schöpfen, um unsere Zukunft zu gestalten.
Als neue Regionalbischöfin zwischen Elbe und Weser freue ich mich auf gute Begegnungen mit vielen von Ihnen und wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr 2026!
Ihre Sabine Preuschoff
Regionalbischöfin für den Sprengel Stade